HILBRINGEN Unter dem Motto „Werte: Was unsere Gesellschaft zusammenhält“, veranstaltete die Christlichen Erwachsenenbildung (CEB) in Hilbringen zusammen mit dem Kolpingwerk Saarland eine Gesprächsrunde mit Bundesminister Peter Altmaier. Diese war in das 30-jährige Bestehen der CEB am Standort in Hilbringen eingebettet.

Geschäftsführer Gisbert Eisenbarth begrüßte neben dem Bundesminister die Landrätin des Landkreises Merzig-Wadern, Daniela Schlegel-Friedrich, den ersten Kreistagsabgeordneten Frank Wagner, die vielen Mitglieder der Kolpingfamilie sowie die ebenfalls anwesenden CEB-Mitglieder, -Mitarbeiter und den Vorstand. Vor fünf Jahren begannen die Vortragsveranstaltungen der CEB und bereits 2012 war Peter Altmaier, der seit 2005 Teil des Bundeskabinetts ist, als Redner zu Gast. Seitens der Kolpingsfamilie war der Landesvorsitzende Meik Pütz anwesend und betonte in seiner Ansprache die freundschaftliche Beziehung zur CEB. Zum Thema Werte griff er die von Adolph Kolping geprägten Ideale auf, durch die diese zu „guten Vätern, guten Christen und guten Mitbewohnern“ werden sollen. Seit Jahrzehnten unterstützen die Mitglieder der Kolpingsfamilie auf der ganzen Welt Hilfsbedürftige dabei, Bildung zu erlangen und ein Zuhause zu finden.

Danach begann der Vortrag von Peter Altmaier, in dem er an die während der französischen Revolution geprägten Werte Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit appellierte, wobei er Letzteres durch Solidarität ersetzte.  (der sich sehr über die Einladung freute) Schon im Grundgesetz steht, dass jeder Mensch gleich behandelt werden soll. „Das gilt nicht nur für Christen, sondern für alle Religionen, die diese Werte achten“, konstatiert er. Wie man in der französischen Revolution sah, kommen diese Werte Freiheit und Gleichheit nicht von selbst, daher „müssen wir um die Umsetzung von Werten kämpfen“, sagt Altmaier. Das bedeutet auch, dass diejenigen, die hierhin kommen, diese Werte akzeptieren müssen. Dabei lobte er die Arbeit der Kolpingsfamilie, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, sozial Schwächeren zu helfen und sich für Solidarität einsetzt. Er hält fest: „Der Staat kann nicht alles tun, um diese Werte umzusetzen, denn das muss vor Ort geschehen.“ Seine Partei setzt sich für die Förderung von Solidarität ein, betont er. Denn jeder hat ein Recht darauf, eigenständig zu leben, was bereits Otto von Bismarck mit der Einführung von Kranken- und Rentenversicherung erstrebt hat. Allerdings kann denjenigen nur geholfen werden, wenn es dem Land gut geht.

Er lobte die Arbeit der CEB und ihre Hilfe für Jugendliche bei der Arbeitssuche. Ihm zufolge ist es das Ziel der Bundesregierung, die Zahl der Arbeitslosen bis 2025 auf 1,3 Millionen zu senken und für ausreichend Arbeitsplätze zu sorgen. Bisher habe man es geschafft, förderungsbedürftigen Menschen und Langzeitarbeitslosen dank der CEB und der Kolpingsfamilie neue Perspektiven zu verschaffen. Außerdem möchte man Familien mit Kindern stärken, das Kindergeld erhöhen und ihnen die Suche nach einem Zuhause erleichtern. Für ihn ist „Bildung unser wertvollstes Gut, die weiter gefördert werden muss“.

Altmaier griff die Leitkultur von Thomas de Maizière auf und riet den Zuhörern, die Sprache nicht zu vergessen. Seine Worten nach müssen wir denjenigen, die hierher kommen, unsere Sprache beibringen, damit man sich mit ihnen verständigen kann. Er erzählte dabei eine Anekdote, in der ein Flüchtling schon vor dem Deutsch-Sprachkurs die deutsche Sprache lernte und mittlerweile auch das Beckinger Platt beherrscht. Integration sorgt Altmaier zufolge für das Fortbestehen unserer Gesellschaft. Mit Blick auf den Arbeitsmarkt sieht er den sichersten Platz in kleinen und mittleren Gewerben, in denen eine Gemeinschaft existiert. Altmaier möchte in Zukunft den Meisterbrief weiter stärken und die berufliche Selbstständigkeit fördern. Denn diese Menschen gehen Risiken und damit auch das Risiko des Scheiterns ein, leisten aber einen Beitrag zum Allgemeinwohl und schaffen neue Arbeitsplätze.

Im Zuge der Digitalisierung droht der Wegfall von 40 Prozent der Stellen, aber gleichzeitig entstehen dadurch auch neue, vor allem Ingenieure und Programmierer werden immer wichtiger. Dabei äußerte er ein Kompliment an die Landrätin und Bürgermeister Marcus Hoffeld für das autonome Fahren in Merzig, welches am Samstag erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Jedoch darf man im Rahmen der Digitalisierung klassische Berufe nicht vergessen. Altmaier möchte „nachhaltige Politik für die nächsten 30 Jahre“ machen und dass man irgendwann abschlagsfrei in Rente gehen kann.  Für diejenigen, die nicht alleine von ihrer Rente leben können und zusätzliches Geld zum Leben brauchen, müssen Minijobs und Weiterbildung angeboten werden.

Im Anschluss an den Vortrag diskutierte Peter Altmaier mit Victor Feiler vom Kolpingwerk Deutschland, die Moderation übernahm Andreas Heinrich. Thema der Diskussion war die „Jugendberufshilfe in der Arbeitswelt 4.0“. Feiler argumentierte dafür, diejenigen, die nicht im Fokus der Gesellschaft stehen, wiederaufzunehmen. Altmaier antwortete darauf, dass er die Einführung des Mindestlohns für richtig hält und dass man mehr Wohnungen bauen will, damit Mieten wieder erschwinglich werden. Für den Bundesminister wird Pflege zukünftig eine größere Rolle spielen, weswegen man das Pflegepersonal besser unterstützen muss und besser entlohnen sollte.

Feiler ist der Ansicht, dass man sozial Schwache nicht aus den Augen verlieren darf und dass „mehr Geld in Bildung als in Panzer“ gesteckt werden soll. Bundesminister Altmaier hält dagegen, dass „die Ausgaben für Bildung bereits erhöht wurden“, hebt jedoch hervor, dass „mehr Geld für die Länder nicht gleich eine Veränderung“ bringt. Stattdessen möchte er das Bildungssystem durch Digitalisierung verändern und alle Bildungsinstitutionen, Schulen und Universitäten mit schnellem Internet ausstatten. Zudem setzt er sich für die Weiterbildung von Lehrern ein, die heutzutage zum Teil weniger von der Digitalisierung verstehen als ihre Schüler.

Altmaier möchte jedem eine Nachmittagsbetreuung ermöglichen, der diese in Anspruch nehmen möchte und spricht sich gegen eine höhere Besteuerung von Reichen aus. In einem Punkt sind sich Feiler und Altmaier am Ende jedoch einig: „Dass Institutionen wie die CEB und die Kolpingsfamilie auch in Zukunft weiter gebraucht werden“, sagen beide.

30 Jahre CEB am Standort in Hilbringen

In einer ehemaligen Ziegelei in Hilbringen nimmt die CEB-Übungswerkstatt am 15. Juni 1987 ihren Betrieb in den drei Berufsfeldern Bau, Holz- und Metallverarbeitung auf. Finanziert wird die Einrichtung durch das Arbeitsamt Saarlouis. Am 15. September folgt die Eröffnung einer Übungsfirma für kaufmännisch ausgebildete Fachkräfte. Als Patenfirma engagiert sich der Keramikhersteller Villeroy & Boch. Die feierliche Einsegnung des „CEB-Fortbildungszentrums Hilbringen“ findet am 23. November durch Bischof Dr. Hermann Josef Spital statt.

1. Dezember 1993: Das CEB Fortbildungswerk erhält die staatliche Anerkennung als Einrichtung der beruflichen Weiterbildung.

1995: Die CEBIS – berufliche Integration und Service gemeinnützige GmbH wird gegründet. Ziel ist es, behinderte Menschen entsprechend ihrer jeweiligen Leistungsfähigkeit ins Arbeitsleben zu integrieren.

26. August 2002: Nach Abschluss der Um- und Neubauarbeiten des Schulungs- und Verwaltungsgebäudes in Hilbringen wird die CEB Akademie eröffnet.

2012 beginnt die Altenpflegeausbildung am Standard Hilbringen, die Dependance des Altenhilfe-Qualifikations-Zentrums (AQZ) St. Wendel in der CEB Akademie wird eröffnet. Träger des AQZ ist der Caritasverband Saarbrücken und Umgebung e.V., die CEB ist Kooperationspartner.

Eröffnung einer Werkstatt für psychisch behinderte Menschen im November. Mit der CEBIN – Centrum für soziale Inklusion GmbH – wurde eine eigene Gesellschaft als Träger der Einrichtung gegründet.

Hintergrund

Die Vereinsgründung der CEB erfolgte 1959, bis heute gibt es 66 Mitglieder. Zum Vorstand zählen Gisbert Eisenbarth als Geschäftsführer, Margot Haupenthal, Gerd Barbian und Andreas Heinrich. Der Vorsitzende des Verwaltungsrates ist Wolfgang Fritz. 160 Mitarbeiter hat die CEB, einschließlich der Auszubildenden. Die Arbeitsschwerpunkte sind: Allgemeine Erwachsenenbildung, berufliche Bildung, Integration und eine Werkstatt für behinderte Menschen.

Die CEB teilt sich auf in das Fortbildungswerk gemeinnützige Gesellschaft mbH, die CEBIS Integration und Service gemmeinnützige Gesellschaft mbH und in die CEBIN Centrum für soziale Inklusion gemeinnützige Gesellschaft mbH GmbH. Schwerpunkte sind Bildung und Soziales. So werden allgemeine Erwachsenenbildung, Fremdsprachenkurse und pädagogische Fortbildungen angeboten sowie Berufsausbildung und – vorbereitung, Integrationskurse, Fortbildungen in Pflege und Gesundheit. Im Bereich Soziales bietet die Integrationsfirma CEBIS Dauerarbeitsplätze für zehn behinderte Arbeitnehmer im Garten- und Landschaftsbau sowie in der Gartenpflege an. In der Werkstatt für psychisch behinderte Menschen können bis zu 30 Plätze besetzt werden.

(Texte: Tina Leistenschneider)